Dienstag, 30. Juni 2015

Gail Carriger - Waistcoats & Weaponry



Finishing School:
1. Etiquette & Espionage
2. Curtsies & Conspiracies
3. Waistcoats & Weaponry
4. Manners & Mutiny (Erscheinungsdatum: 03.11.2015)


Die Finishing School-Reihe spielt in der selben (Steampunk-) Welt, in der bereits die Lady Alexia-Reihe angesiedelt ist, welche zu meinen Lieblingsserien gehört. Bitte nicht von den Covern der deutschsprachigen Ausgabe abschrecken lassen, und erst recht nicht von den Titelübersetzungen.  Die sind zwar beide schauderhaft, für die Geschichten um Alexia Tarabotti gibt es von mir aber eine klare Lesempfehlung.

Und ich merke schon, dass ich mich gerade völlig verzettle. Also zurück zur Finishing School und damit zu Sophronia Temminnick. Hierbei handelt es sich um eine Jugendbuchreihe, die in Carrigers Steampunk-Universum angesiedelt ist, zeitlich gesehen jedoch ein paar Jahre vor ihrer ersten Buchreihe spielt. Es gibt zwar ein paar Figuren, die in beiden Reihen auftauchen, man kann diese aber auch völlig unabhängig voneinander lesen.

Mademoiselle Geraldine's Finishing School ist alles andere als gewöhnlich. Untergebracht in einem riesigen Zeppelin wird den Mädels hier nicht bloß ein perfektes gesellschaftliches Auftreten beigebracht. Im Geheimen findet eine Ausbildung zu Geheimagentinnen statt. Und dies ist so geheim, dass nicht einmal die Schulleiterin davon weiß. Diese im Unklaren zu lassen gehört sozusagen zu den ersten Lektionen, die die Mädchen vermittelt bekommen. Das Ganze ist einfach herrlich schräg.

Der dritte Band ist bislang mein Liebling aus dieser Reihe. Sophronia und Dimitri sind zum Verlobungsball von Sophronias Bruder eingeladen und damit für ein paar Tage vom Unterricht beurlaubt. Doch kurz vor der Abreise verschwindet Sidheag, die Dritte im Bunde, nachdem sie eine Nachricht von zu Hause erhalten hat; schockierender Weise in Begleitung ihres Werwolflehrers. Erst Tage später treffen sie sich auf dem Ball wieder und bekommen eine Story von Verrat und einem versuchten Attentat zu hören. Selbstverständlich sind sie sofort bereit, Sidheag zur Seit zu stehen und machen sich auf nach Schottland, in einem chaotischen Trip mit Werwölfen, Vampiren, mechanischen Konstrukten, Flugpiraten und machtgierigen Adligen. Sehr verrückt und sehr gut.

Montag, 29. Juni 2015

Patrick O'Brian - Manöver um Feuerland


Originaltitel: Far Side of the World
Übersetzung: Andrea Kern


1. Kurs auf Spaniens Küste
2. Feindliche Segel
3. Duell vor Sumatra
4. Geheimauftrag Mauritius
5. Sturm in der Antarktis
6. Kanonen auf hoher See
7. Verfolgung im Nebel
8. Die Insel des Paschas
9. Gefahr im Roten Meer
10. Manöver um Feuerland
11. Hafen des Unglücks
12. Sieg der Freibeuter
13. Tödliches Riff
14. Anker vor Australien
15. Insel der Vulkane
16. Gefährliche See vor Kap Hoorn
17. Der Triumph des Kommodore
18. Der gelbe Admiral
19. Mission im Mittelmeer
20. Der Lohn der Navy
21. Der unvollendete Band 21


Diesmal hat es mich in die Ecke der historischen Romane verschlagen. Die Hebammen- und Wanderhuren-Fraktion ist zwar nicht so meins, dafür mag ich diese Reihe um so mehr. Im Mittelpunkt stehen Kapitän Jack Aubrey und sein bester Freund Stephen Maturin, der ihn offiziell als Schiffsarzt begleitet, aber auch für den Geheimdienst tätig ist... wenn er  nicht gerade in seine naturwissenschaftlichen Betrachtungen vertieft ist.

Im vorliegenden zehnten Band bekommt Jack den Auftrag, mit der "Surprise" die amerikanische Fregatte "Norfolk" abzufangen, die es ihrerseits auf die britischen Walfänger abgesehen hat. Von Gibralta aus beginnt somit eine mehrmonatige Reise quer durch den Atlantik und rund um Südamerika herum, bei immer wieder miesen Wetterbedingungen.

Für Quereinsteiger könnte der Anfang des Romans etwas zäh sein, da hier mehrfach auf Ereignisse der Vorgängerbände eingangen wird, die aber nicht ausführlich aufgedröselt werden. Ebenso werden die politischen Entwicklungen nur angerissen, soweit sie den aktuellen Auftrag betreffen. Das meiste ist aber trotzdem verständlich. Ich hatte das Buch bereits vor einigen Jahren einmal gelesen, kurz nachdem die Verfilmung "Master and Commander" herauskam, aber mit dem Hintergrundwissen der Vorgängerbände macht es deutlich mehr Spaß.

Da in diesem Band Walfänger eine Rolle spielen wird natürlich der Walfang als solcher zum Thema.  1812 wurde nun einmal kommerzieller Walfang betrieben. O'Brian vermeidet jegliche Form von Moralpredigten, was aber nicht bedeutet, dass es völlig unreflektiert bleibt. Vielmehr lässt er eine Figur auftreten, die recht ausführlich einen Bericht aus erster Hand liefert, und lässt dies nebst ein paar diskreten Reaktionen für sich sprechen.

Vor dem Seemanns-Slang braucht auch niemand zurückschrecken. Es wird gehisst, gebrasst, gefiert und belegt was das Zeug hält, aber auch wenn ich oft keine Ahnung hatte, an welchem Tau da gerade gezuppelt wurde, lief trotzdem das Kopfkino. Und bei entscheidenden Dingen gab es ja immer noch Stephen, der von alledem ebenfalls nichts versteht und es dann erklärt bekommt.

Über allem schwebt eine leicht melancholische Stimmung, da dies die letzte Fahrt der "Surprise" sein soll, bevor diese ausgemustert wird. Was zur Folge hat, dass die Crew auseinandergerissen wird. Und ob es für Jack in nächster Zeit ein neues Kommando geben wird, bleibt ebenfalls fraglich. Aufgrund der weiteren 10 3/4 Bände gehe ich mal stark davon aus, dass sich da etwas ergeben wird, aber für die Romanfiguren sieht die Zukunft erstmal düster aus.

Die weiteren Bände sind schon geordert. Und jetzt werde ich - inspririert von dem ständigen Geige- und Cellogedudel der beiden Hauptfiguren -  noch etwas Boccherini auflegen und den restlichen Abend genießen. :-)

Donnerstag, 18. Juni 2015

[TAG] Ich wurde getagged: Liebster Blog Award





Loralee von Lora liest hat mich getagged. Vielen lieben Dank :)

Dann will ich mich auch gleich daran machen, deine Fragen zu beantworten.


1. Wieviele Bücher nimmst du mit in den Sommerurlaub?

Dank Kindle gibt es da keine zahlenmäßige Begrenzung, ich schleppe einen ganzen Buchladen mit mir herum. Außerdem kann ich auch im Urlaub nur schwer an Buchläden vorbeigehen und bin daher auch schon in Vor-Reader-Zeiten meistens mit mehr Büchern zurückgenkommen, als ich losgefahren bin. Ganz besonders schlimm wird es, wenn ich mit einer gewissen Freundin unterwegs bin. Dann muss im Zweifelsfall nachgerechnet werden, wie viele Kilos noch in den Koffer dürfen, bevor das Limit erreicht ist.

2. Hast du schon mal bei einer Blogtour mitgemacht?
Nein. Ich gehöre zu den letzten Hinterwäldlern, und habe bis vor kurzem nicht gewusst, was das überhaupt ist ;-) Aber zumindest reingeschaut habe ich inzwischen das ein oder andere mal.

3. Postest du nach Bauchgefühl oder nach Plan?
Der geheime Masterplan... existiert nicht. Dafür bin ich zu unorganisiert. Wenn ich ein Buch gelesen habe wird darüber geschrieben, mehr Planung bringe ich nicht zustande.

4.Welchen Klassiker hast du zuletzt freiwillig gelesen?
Charles Dickens - A Christmas Carol
Allerdings stehen Wilkie Collins und Thomas Hardy schon in den Startlöchern.

5. Bist du schon mal mit Buch in der Hand eingeschlafen?
Öhm, das kann passieren *lach*. Glücklicherweise ist mir dabei noch keines ins Gesicht geklatscht.

6. Wonach entscheidest du welches Buch du als nächstes liest?
Nach Lust, Laune und Wetterlage.

7. Warst du schon mal bei einer Lesung?
Leider nicht, aber das möchte ich unbedingt demnächst mal nachholen. Sobald jemand Interessantes in der Nähe liest werde ich da hin stiefeln.

8. Auf welche Neuerscheinung freust du dich am meisten?

Jetzt gerade würde ich wahnsinnig gerne "A Gathering of Shadows" von V. E. Schwab lesen. Aber auch "Old School" von Jon Niven und "Windjäger" von Jim Butcher stehen auf meiner  Warteliste. Und nicht zu vergessen der 13. Teil der Rachel-Morgan-Reihe "Blutfluch" von Kim Harrison.


Ich möchte diesen Tag an folgende Blogs weiterreichen:

Julia von Julias Sammelsurium
Mona von Letters to another World
Alltagsheldin von Papierwelten

Und hier kommen meine Fragen:
1. In welche Ecke zieht es dich als erstes, wenn du einen Buchladen betrittst?
2. Liest du im Sommer andere Bücher als im Winter?
3. Gibt es Autoren, von denen du unbesehen jedes neu erscheinende Buch kaufst?
4. Du sitzt in der Bahn und dir gegenüber befindet sich ein lesender Mensch, der sich prächtig amüsiert. Fragst du ihn, was er da gerade liest?
5. Magst du es, auf deine Lektüre angesprochen zu werden, oder ist dir die Störung eher unangenehm?
6. Magst du lieber Einzelbücher, oder bist du Serientäter?
7. Welche Eiscreme-Geschmacksrichtungen würdest du folgenden Lesebereichen zuordnen: Liebesroman, Science Fiction, Krimi, Fantasy, Feuilleton, Historisches (ja, mir gehen die Fragen aus. Aber hey, es ist Sommer :-))
8. Gibt es Bücher, bei denen es dir peinlich ist, dass du sie magst?
9. Wenn du ein Mitspracherecht hättest, über welches Thema sollte dein Lieblingsautor als nächstes schreiben?


So gibst du den Award weiter:
Verlinke die Person, die dich nominiert hat auf deinem Blog.
Beantworte meine 9 Fragen.
Wähle Blogs aus, die du nominieren möchtest.
Teile den jeweiligen Bloggern mit, dass du sie nominiert hast.
Formuliere Fragen, die du den Nominierten stellst.

Viel Spaß damit!

Mittwoch, 17. Juni 2015

V. E. Schwab - A darker Shade of Magic



Ich bin entzückt.  Das Buch habe ich als ebook gelesen und bin gerade ernsthaft am überlegen, mir zusätzlich noch die Printausgabe anzuschaffen. Einfach nur, um sie zu besitzen. Hach, ist das bescheuert? Mir egal. Aber mir sind in letzer Zeit einfach viel zu wenig richtig gute Fantasyschmöker über den Weg gelaufen und jetzt muss ich ein wenig in meiner Begeisterung schwelgen.

Eine Übersetzung ins Deutsche gibt es bislang leider noch nicht. Zumindest habe ich keine gefunden. Wenn jemand mehr weiß, dann bitte her mit den Infos :-)

Und darum geht es:
Die Geschichte spielt in London. Oder vielmehr in allen drei Londons. Obwohl, eigentlich sind es vier. Oder waren es einmal, denn eines wurde versiegelt und gilt als verloren. Eine der Hauptfiguren ist Kell, einer der letzten Antari. Es ist ihm möglich, mittels Magie die drei verschiedenen Welten zu betreten.

"Grey for the magic-less city.
Red, for the healthy empire.
White, for the starving world."
Seite 15

Früher gab es einen regen Austausch und Magie war überall verbreitet, ein Teil des Lebens. Doch in einer der Welten geriet das Gleichgewicht außer Kontrolle. Die Magie verzehrte das Leben. Um sich sebst zu schützen wurden die Übergänge versiegelt. Nur zwischen den Herrschern besteht weiterhin eine Verbindung, ansonsten sind die drei übrigen Welten voneinander abgeschnitten.

Kell lebt im roten London und gehört praktisch zur Herscherfamilie, wenn er auch nicht mit diesen verwandt ist. Doch bei aller Liebe zu seinem prinzlichen Beinahebruder ist er doch auch ein junger Mann, der hin und wieder rebellische Anwandlungen hat. Und so schmuggelt er kleinere Gegenstände zwischen den Welten hin und her - was natürlich absolut verboten ist. Und sein letzter Auftrag wird ihm zum Verhängnis, denn das Päckchen mit der harmlosen Botschaft enthält ein düsteres Artefakt. Und die Lieferung wird von unangenehmen Zeitgenossen erwartet.

Im grauen London schlägt sich Lila Barth als Diebin durchs Leben, während sie davon träumt, irgendwann einmal ein Schiff zu besitzen und Piratin zu werden. Als sie dem angeschlagenen Kell in einer dunklen Gasse begegnet hält sie ihn für betrunken und erleichtert ihn um seinen Tascheninhalt - inklusive des Artefakts.

Die beiden Figuren sind für sich genommen schon spannend, zusammen aber einfach klasse. Denn natürlich lässt sich Lila nicht einfach so abschütteln und zwingt Kell dazu, sie mitzunehmen.

Und wie kann man einem Buch, in dem dunkle Magie, charmante Prinzen, fiese Könige und auch noch Piraten vorkommen (oder solche, die es werden wollen) schon wiederstehen. Genau. Also, unbedingt lesen.

Die Geschichte ist mit diesem Buch abgeschlossen... aber es kommt trotzdem noch ein weiterer Teil heraus. Ich freue mich. "A gathering of Shadows" erscheint im Februar 2015.

Dienstag, 16. Juni 2015

John Ajvide Lindqvist - So ruhet in Frieden



Originaltitel: Hanteringen av odöda
Übersetzer: Paul Berf


Bislang hatte ich von Lindqvist nur das ein Jahr früher erschienene "So finster die Nacht" gelesen, welches im letzten Jahr neu aufgelegt wurde. Übrigens ein großartiges, wenn auch sehr finsteres Buch. Doch "So ruhet in Frieden" braucht sich dahinter nicht zu verstecken. Und so, wie Lindqvist auch schon das Vampir-Thema auf seine ganz eigene Art angegangen ist, hat er sich diesmal den Zombis zugewandt.

Klappentext:
"Stockholm, 13. August 2002: Nach einer extremen Hitzewelle legt sich ein elektrisches Feld über die Stadt. Lampen können nicht mehr gelöscht, Geräte nicht mehr ausgeschaltet werden. Die Menschen leiden unter mörderischen Kopfschmerzen, ein Chaos droht. Doch plötzlich ist alles wieder vorbei. Oder doch nicht? Irgendetwas ist anders als vorher. Als der pensionierte Journalist Gustav Mahler einen Anruf aus dem nahegelegenen Krankenhaus bekommt, will er nicht glauben, was man ihm berichtet: Die Toten seien erwacht..."

Und damit beginnen die Probleme. Denn anders als in vielen aktuellen Zombifilmchen, rennen diese hier nicht auf der Suche nach Gehirnen durch die Straßen und steuern auf den Weltuntergang zu. Viel schlimmer, die Toten der letzten zwei Monate wachen wieder auf und... sind einfach da. Und was soll man nun mit ihnen anfangen? Die Regierung beschließt daher, die so schön "Wiederlebende" genannten festzusetzen und zu untersuchen. Und schon gibt es weitere Probleme, denn nicht alle wollen ihre Familienangehörigen herausgeben. Und was ist mit denen, die bereits beerdigt wurden? ... spätestens hier wird es etwas unappetitlich.

Doch im Mittelpunkt des Romans steht nicht ein globales Katastrophenszenario, sondern Einzelschicksale. So gibt es drei Haupterzählstränge mit Figuren, die auf sehr unterschiedliche Weise mit der Situation umgehen. Zum einen ist da David, dessen Ehefrau Eva nach einem Autounfall im Krankenhaus stirbt und kurz drauf wieder erwacht. Natürlich wird sie d a s Untersuchungsobjekt für die Ärzte. Oder auch der bereits im Klappentext erwähnte Gustav Mahler, dessen Enkel vor wenigen Wochen verstorben ist und der sich jetzt  aufmacht, um ihn zurückzuholen.

Zwischendurch werden immer wieder Nachrichtenüberblicke, Vernehmungsprotokolle oder Pressemitteilungen in die Geschichte eingebettet. Die Story ist schon sehr morbide. Über allem liegt eine gruselige Spannung. Aber es besteht auch ganz sicher Suchtpotential. Einmal angefangen mag man das Buch gar nicht mehr weglegen.



Nur den Zusatz "Thriller"  auf dem Cover finde ich nicht ganz so glücklich gewählt. Klar, es gibt ein paar Thriller-Elemente im Sinne von einer ständigen Spannungskurve. Aber schon beim Helden und seinem Gegenspieler hört es auf. Hier gibt es weder den einen noch den anderen - zumindest nicht auf den gesamten Roman bezogen.

Mittwoch, 10. Juni 2015

Ashley Ream - 30 Tage und ein ganzes Leben


Quelle: www.buchhandel.de

Originaltitel: Losing Clementine
Übersetzt von Alexandra Batsch


Im Buchladen pappte vor einem Stapel dieses Romans ein handgeschriebener Zettel, auf dem stand (sinngemäß): "Bitte lesen Sie dieses Buch. Es ist großartig". Natürlich musste ich mir ein Exemplar schnappen und zumindest mal einen Blick hinein riskieren. Blöde Neugier, dabei hatte ich an dem Tag gar nicht vorgehabt, etwas zu kaufen. Gleich die ersten Seiten wirkten aber derart schräg, dass es dann doch in die Einkaufstasche hüpfte.

30 Tage hat sich Clementine gegeben, um ihr Leben zu ordnen. Dann will sie sich umbringen. Sie will aber kein Chaos hinterlassen, so dass noch einiges zu regeln ist. Und außerdem will sie diese letzten Tage genießen und nur dass tun, was sie will.

Clementine hat ernsthafte psychische Probleme, doch die Medikamente, die sie nehmen muss, um diese in den Griff zu bekommen, stumpfen sie ab und lähmen ihr Denken. Doch ohne die Medis geht es auch nicht. Sie hat bereits eine Person, die ihr nahe steht verletzt. Nicht schwer, bloß eine Schramme, aber sie befürchtet, immer mehr die Kontrolle über ihre Handlungen zu verlieren. Also beschließt sie, bevor sie eine Gefahr für Andere wird, ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Klingt nach einer ziemlich düsteren Geschichte, und das ist es auch. Jedoch ist es auch die Geschichte einer lebenslustigen und witzigen Frau. Und ja, dass passt in diesem Fall zusammen. Der Roman ist aus Clementines Sicht geschrieben und diese Figur ist ziemlich speziell. Man muss sie nicht unbedingt immer mögen, sie ist teilweise fuchtbar starrsinnig und egoistisch. Und da es ihr egal ist, was andere von ihr halten, nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Allerdings geht sie mit sich selbst genauso schonungslos ehrlich um. Dabei ist der Erzählton locker-leicht gehalten.

Ich mag dieses Buch wirklich, nur der Kalender am Ende geht mal gar nicht. "Aufleben statt Aufgeben". Es mag daran liegen, dass ich eine tiefe Abneigung für Selbsthilfebücher á la "lächle und sei glücklich" hege. Sorry. Es sind sogar Linien zum Heraustrennen aufgedruckt - ich bin sehr versucht, dies zu tun, befürchte aber, dass sich dann der Buchrücken unschön verformt.

Mein Fazit: Lesenswertes Buch mit einem Anhang, den ich lieber ignoriere.

Sonntag, 7. Juni 2015

Alison Mercer - Und dann, eines Tages

Quelle: www.buchhandel.de


Originaltitel: After I left you
Übersetzer: Ute Brammertz


In ihrer Mittagspause wird Anna vom Regen überrascht und rettet sich tropfnass in eine Buchhandlung... und steht plötzlich Victor gegenüber, ihrer großen Liebe aus Collegezeiten. Doch jetzt, siebzehn Jahre später, ist sie alles andere als begeistert, ihn wiederzusehen. Er begleitet sie zwar noch zu ihrem Büro, aber damit ist dieser Vorfall für Anna abgehakt. Sie hatte schließlich allen Grund, damals den Kontakt zu Viktor und der College-Clique abzubrechen. Doch als er ihr per Anrufbeantworter die E-Mail-Adresse einer damaligen gemeinsamen Freundin - Meg - zukommen lässt, siegt die Neugier und Anna beginnt, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen und meldet sich bei Meg.

Es ist ein ziemlich ruhiger Roman. In zwei Zeitebenen begleitet man abwechselnd zunächst Anna aus dem Jahr 2011 und dann ihre jüngere Version, die sich gerade am College eingeschrieben hat. Dabei hüpft die Erzählung jedoch nicht ständig hin und her, sondern es gibt jeweils immer recht lange Erzählpassagen.

Über allem schwebt das große Geheimnis der Abschluss-Ballnacht am College. Beim ersten Wiedersehen von Anna und Meg erfährt man zwar direkt, dass damals wohl so einiges schief gelaufen ist, was aber wirklich passiert ist spricht zunächst niemand aus. Was ja auch logisch ist, schließen waren ja beide dabei und müssen der anderen gegenüber nicht ins Detail gehen. Trotzdem waren diese Seiten für mich als Leser ein klein wenig frustrierend (im postitiven, nägelkauenden Sinne), weil ich bei jedem weiteren Satz auf Erklärungen gehofft habe.

Gut gefallen hat mir auch, dass dieses Wiederkennenlernen der Figuren sehr natürlich wirkte. Es besteht genau das richtige Maß an vorsichtigem Herantasten und dem Versuch herauszufinden, ob noch etwas zu kitten ist, bevor ganz allmählich wieder etwas Vertrautheit entsteht.

Eine langsam erzählte Gesichte über Liebe und Freundschaft. Gefunden, verloren und manchmal erneut gefunden.