Dienstag, 18. August 2015

Charlie N. Holmberg - Der Papiermagier


Teil 1: Der Papiermagier (OT: The Paper Magician)
Teil 2: The Glass Magician
Teil 3: The Master Magician



Um den ersten Teil dieser Serie bin ich schon ziemlich lange herumscharwänzelt, einfach weil ich das Cover wunderschön finde. Dazu kommt, dass ich ja so einen kleinen Faible für im viktorianischen London angesiedelte Romane habe. Ganz besonders in Kombination mit Fantasyelementen. Und damit trifft diese Reihe genau in mein Beuteschema, denn die Story spielt in London, so um 1900 herum, und die Hauptfiguren sind Magier. Einige werden jetzt sicher die Nase rümpfen, weil das doch eine bereits sehr ausgelutschte Ausgangssituation ist. Aaaaber Holmberg bringt tatsächlich frischen Wind ins Spiel. Denn in der von ihr kreierten Welt gibt es ein sehr spezielles Magiesystem.  Die Fähigkeiten der Figuren sind jeweils an ein bestimmtes, von Menschen hergestelltes Material gebunden. Magische Origamikünstler gefällig? Oder lieber ein Meister der Spiegel? Auch das erst kürzlich erfundene Plastik hat seine Verwender - wobei diese noch recht tief im Forschungsstadium stecken.

Ceony Twill hatte schon immer den Wunsch, sich dem Medium Metall zu widmen. Doch als sie den schulischen Teil ihrer Ausbildung beendet hat kommt alles anders. Papiermagier sind derzeit rar und in der magischen Gesellschaft besteht die Befürchtung, diese Kunst könne in Vergessenheit geraten. So werden einige Absolventen, unter ihnen Ceony, mehr oder weniger gegen ihren Willen in diese Richtung gedrängt und Ceony beginnt eine Lehre bei dem Papiermagier Emery Thane. Auch wenn ihre Begeisterung anfangs nicht gerade Wellen schlägt muss sie sich schon bald ihre Faszination für das von ihr so ungeliebte Medium Papier eingestehen... und auch für den etwas schrulligen Thane.

Natürlich braucht eine solche Geschichte auch einen Fiesling, der die heile Welt der Figuren durcheinander wirbelt. Thanes Ex-Frau erfüllt diese Rolle mit Bravour. Und so muss Ceony im wörtlichen Sinne um Thanes Herz kämpfen.

Eigentlich hat mir die erste Hälfte des Romanes, auch wenn diese recht ruhig war, besser gefallen als der Action-Teil. Ich liebe einfach diese vielen kleinen, verspielten Ideen, wie zum Beispiel die Papierschneeflocken, die den Gefrierschrank bestücken oder die Papierblumen im Garten. Und natürlich Fennel, den Papierhund. In der zweiten Buchhälfte werden halt sehr viele Erinnerungsszenen aneinander gereiht. Die meisten davon sind zwar sicherlich wichtig, ein paar davon hätte ich aber lieber direkter in die Geschichte integriert gesehen. Aber zu viel will ich jetzt gar nicht jammern, denn insgesamt hat es mir ja gefallen.

Ich fand das Buch so gut, dass ich die anderen beiden Bände direkt hinterher geschoben habe. Und es hat sich gelohnt. Nach einem Teil-Schluss im ersten Band wird die Geschichte direkt fortgesetzt. Weitere Finsterlinge tauchen auf und wollen Ceony an den Kragen. Doch auch wenn sich diese vielleicht ein wenig arg schnell magisches Wissen aneignet ist sie nicht zu perfekt. Es bleibt immer noch genug Spielraum und in einigen Situationen müssen halt die Profis ran.

Ach ja, mit den drei Bänden ist die Reihe abgeschlossen.


Montag, 10. August 2015

Ben Winters - Der letzte Polizist

Lohnt es sich, ein Verbrechen aufzuklären, wenn morgen die Welt untergeht?



Quelle: www.buchhandel.de


Band 1: Der letzte Polizist (OT: The Last Policeman)
Band 2: Countdown City
Band 3: World of Trouble

Übersetzer: Peter Robert

"Der letzte Polizist" ist zwar der erste Teil einer Trilogie, lässt sich aber auch ganz fabelhaft als Einzelbuch lesen.

In der Toilette einer MacDonalds-Filiale wird die Leiche eines Versicherungsangestellten gefunden, offenbar ein weiterer Selbstmord. Doch im Gegensatz zu seinen Kollegen ist Detective Henry Palace davon nicht überzeugt und beginnt, Ermittlungen anzustellen.

Problem: In sechs Monaten wird ein Asteroid die Erde zerstören. Die Gesellschaft geht rapide den Bach herunter und Selbstmorde kommen mittlerweile so oft vor, dass sich keine Socke um einen weiteren kümmert. Bis auf Palace. Nachdem er aufgrund von akutem Personalmangel frühzeitig zum Detective befördert wurde stürzt er sich nun mit ganzer Kraft auf diesen Fall.

Zugegeben, der Kriminalfall an sich ist eher mäßig spannend. Hier ist ziemlich schnell klar, wer alles Dreck am Stecken hat. Doch das Setting ist derart ungewöhnlich, dass dieses Manko zu einem guten Teil wieder ausgeglichen wird. Es wird ein Endzeitszenario präsentiert, dass aufgrund seiner realistischen Darstellung umso düsterer wirkt. Denn hier eilt kein Held herbei, der den Steinbrocken aufhält. Jeder muss für sich mit dem drohenden Ende klarkommen und sich fragen, wie es bis zum Tag X weitergehen soll. Alles hinschmeißen, und noch einmal einem Traum nachjagen? Die Tatsachen einfach verdrängen? Aufgeben? Trotzdem weitermachen?

Sicherlich hätte an eingen Stellen noch mehr aus den Figuren herausgeholt werden können, da wird zu oft nur an der Oberfläche gekratzt. Ein lesenswerter Schmöker ist das Buch trotzdem.