Sonntag, 24. April 2016

Mary Simses - Der Sommer der Blaubeeren

Originaltitel: The Irresistible Blueberry Bakeshop & Café
Übersetzer: Carolin Müller


Um einen Brief ihrer verstorbenen Großmutter zu überbringen fährt die erfolgreiche New Yorker Anwältin Ellen nach Beacon, Maine. Als sie direkt nach ihrer Ankunft durch einen maroden Steg einbricht und beinahe ertrinkt, fesstellen muss, dass ihr Hotel nicht einmal ein funktionierendes Faxgerät hat und ihr Handy nur auf dem Klo Empfang hat ist für sie eines klar, sie muss so schnell wie möglich wieder nach Hause in die Zivilisation. Doch dem Charme der Kleinstadt kann sie sich nicht so leicht entziehen, wie sie das eigentlich möchte. Und dann wären da auch noch die Hinweise auf die Vergangenheit ihrer Großmutter, die in diesem Ort aufwuchs und dort ihre erste große Liebe zurückließ. ...und ein klein wenig liegt es wohl auch an Roy, der sie aus dem Wasser gezogen hat. Wobei das natürlich gar nicht notwendig gewesen wäre. Sie kam schließlich bestens allein zurecht. Und überhaupt ist sie ja bereits mit dem perfekten Mann verlobt.

"Der Sommer der Blaubeeren" finde ich ehrlich gesagt nicht annähernd so schön wie den Originaltitel. "The Irresistible Blueberry Bakeshop & Café". Das klingt doch fantastisch. So besonders, leicht verträumt und kitschig schön. Klar, es ist ein typischer leichter Sommerroman. Aber das versteht man auch, wenn das Wort "Sommer" nicht explizit auf dem Buch steht. Ungeachtet dessen ist das Buch aber perfekt zum Abschalten und genießen.

Apropos genießen: Dem Buch vorangestellt ist ein Repezept für Blaubeer-Muffins, dass sich ziemlich gut anhört. Es wirkt ein klein wenig wie Omas alte Rezepte, eine Tasse hiervon, eine halbe Tasse davon. Keine Messbecher oder elektrische Rührgeräte. Die werde ich bestimmt demnächst mal nachbacken.

Ein wenig vorhersehbar ist die Geschichte natürlich schon. Das hat mich beim Lesen jedoch nicht gestört. Dafür sind die Figuren überaus sympathisch dargestellt. Und zwar alle. Das hat mir besonders gefallen, denn Simses verzichtet völlig auf irgendwelche Bösewichte. In dieser Art Sommerlektüre hat die reale Welt eben einfach nichts verloren und da sind dann auch alle eigentlich ganz niedlich. Wer hin und wieder mal etwas Heile-Welt-Geträume braucht liegt mit diesem Buch goldrichtig.

Soundtrack zum Roman:
Eine Mischung aus alten Jazz Klassikern, allen voran Ella Fitzgerald, und Countrysongs.

Montag, 11. April 2016

Mit Cello und Liebeskummer von Catrina Davies


In einer Buchhandlung bin ich vor kurzem über einen Tisch mit Reiseberichten gestolpert. Nichts allzu Ernsthaftes, mehr diese locker flockig erzählten Geschichten, die Lust auf Urlaub und ferne Gegenden machen. Dieses hier musste mit:


Ein Trip nach Norwegen in Richtung Mitternachtssonne und jede Menge Straßenmusik? Klingt erst einmal spannend. Die Ausführung war dann jedoch leider weniger faszinierend. Denn abgesehen vom schulaufsatzmäßigen Schreibstil konnte mich auch der Inhalt nicht vom Hocker reißen.

Jaaaaaaa, da ist also eine junge Frau allein unterwegs, um ein Abenteuer zu erleben. Und eigentlich sollte ich das jetzt bestimmt ganz toll finden. Frauenpower und so. Aber dieses Mädel ist einfach so furchtbar naiv und nervig und die getroffenen Entscheidungen sind teilweise mehr als fragwürdig. Gerade mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass hier (mehr oder weniger) reale Erlebnisse geschildert werden, ist es schon befremdlich, wie sie völlig blauäugig allen um sich herum vertraut - und tatsächlich auch bloß auf hilfsbereite Gutmenschen trifft. Glück gehabt. Realistisch ist aber anders.

Zurück zur Story. Ein Freund unserer Hauptfigur, dessen Traum es war, als Straßenmusiker durch die Gegend zu ziehen, stirbt bei einem Unfall. Außerdem hat ihr ach so toller Ex-Freund Jack sie sitzen gelassen und sie will weg aus ihrem Kaff. Also schnell mal einen altersschwachen Transporter gekauft, der fast schon zerfälllt und los um den Traum des verstorbenen Freundes auszuleben. Mit ihrem Cello. Blöd ist bloß, dass sie a) nicht besonders gut spielen kann, b) es hasst vor anderen Leuten zu spielen und c) auch gar kein passendes Repertoir hat. Jay, willkommen Straßenmusikerkarriere. Man ahnt es schon, so richtig viel hat das Buch mit Musik dann doch nicht zu tun. (Und Udos Göttin war sie auch nicht.)

Bleibt die Reise an sich. Sie fährt durch eine atemberaubende Gegend, Fjorde, Gebirgspässe... das wäre der Zeitpunkt für grandiose Naturbeschreibungen. Aber nix da, dafür weiß ich jetzt, dass man, wenn man auf dem Riksveien 55 bleibt zur E6 kommt, die nach Trondheim führt. Ich will hier aber einen Reisebericht und keine Straßenkarte lesen. Also wieder nix für mich.

Und da ich mit dem Esotherik-Abschnitt in der Mitte auch nichts anfangen kann bleibt dieses Buch für mich ein Fehlgriff.