Dienstag, 12. Januar 2016

Michael J. Sullivan - Zeitfuge



Ellis Rogers hat aufgrund einer unheilbaren Lungenkrankheit nur noch wenige Monate zu leben. Als er am Tag der Diagnose auch noch erfährt, dass seine Frau mit seinem besten Freund fremdgegangen ist, beschließt er, alles zurück zu lassen und den Sprung in die Zukunft zu wagen. Doch statt der geplanten 200 Jahre landet er 2000 Jahre in der Zukunft... und die ist ganz anders als erwartet.

Ha, endlich mal wieder ein Zeitreiseroman. Auf dieses Buch hatte ich mich schon sehr gefreut.

Das der Geschichte vorangestellte Vorwort hätte man, was meinen Geschmack angeht, aber lieber weglassen sollen. Zunächst einmal stellt der Autor fest, dass Zeitreisen, wie sie hier beschrieben werden, nicht möglich sind. Öhm ja, echt jetzt? Beim Weiterlesen habe ich dann auf die Pointe gewartet. Aber nein, es geht mit so einer Art Rechtfertigung dafür weiter, dass er Fantasy-Elemente nutzt und sein Hauptaugenmerk nicht auf dem technischen Aspekt liegt. Das wirkt auf mich etwas befremdlich. Kann er nicht einfach seine Geschichte erzählen und den Leser selbst entscheiden lassen, ob ihm das Gelesene in den Kram passt?

Des Weiteren zieht der Autor schon im Vorwort Vergleiche zu H.G. Wells "Die Zeitmaschine". Dadurch wird natürlich eine ganz bestimmte Erwartungshaltung erzeugt. denn wer kann schon so etwas lesen, ohne an Morlocks und Eloi zu denken? (Und dann natürlich in Sullivans Roman nach Entsprechungen zu diesen zu suchen?) Außerdem legt er die Erwartungs-Meßlatte durch seinen Vergleich mit einem der Meister der Science Fiction schon ziemlich hoch.

Der Roman an sich hat mir da schon wesentlich besser gefallen. Mit den Gedanken an "Die Zeitmaschine" im Kopf ging es dann mit der Hauptfigur Ellis Rogers ab in die Zukunft. Die Ankunft im Dschungel wirkte dann auch dank der vorprogrammierten Erwartungshaltung nicht sooo unerwartet. Doch ab da hat sich Sullivan schon einiges Eigenes einfallen lassen. So wird Ellis Zeuge eines Mordes, ein Verbrechen, dass in der dortigen Gesellschaft so gut wie nicht mehr vorkommt und gerät mitten in die Ermittlungen.

Die Beschreibung der dortigen Gesellschaft und der Umgebung fand ich jedoch um einiges spannender als den Mordfall. Zumal hier auch schon ab der Mitte klar war, wer dahinter steckt. Ein wirklich großes Geheimnis gab es eher nicht, auch wenn Ellis ziemlich lange braucht, um zur Auflösung zu kommen. Überhaupt wirkte er mir in vielen Szenen einfach viel zu naiv. Er ist eine Figur mit reichlich Lebenserfahrung, lässt sich aber völlig ahnungslos manipulieren, während der Bösewicht einfach nur offensichtlich ganz miese Vorstellungen verbreitet. Wie er dessen Geschwafel nicht sofort durchschauen kann bleibt unverständlich. Gerade weil auch der Autor im Nachwort so darauf drängt, dass er immer verschiedene Sichtweisen in Betracht zieht, hätte ich es eleganter gefunden, wäre der Gegenspieler etwas undurchschaubarer gewesen.

Hatte ich schon erwähnt, dass die Weltbeschreibung toll war? Über die einzelnen Schauplätze hätte ich noch viel mehr lesen können. Die reißen wirklich einiges wieder heraus (selbst das Geschwafel am Ende).

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