Sonntag, 19. Juni 2016

Jim Butcher - Windjäger



Originaltitel: The Cinder Spires: the Aeronaut's Windlass
Übersetzer: Andreas Helweg




Das Cover mag vielleicht nicht darauf hindeuten, aber zwischen den Buchdeckeln verbirgt sich ein actiongeladenes Steampunk-Abenteuer. Der Meister der Dresden-Files hat ein neues Terrain betreten... und es ist geglückt.



Nachdem die Welt von Nebel überzogen ist und Monster die Oberfläche heimsuchen hat sich die Bevölkerung in riesige steinerne Türme zurückgezogen. Und mit riesig ist gemeint, dass sie jeweils die Bevölkerung einer Großstadt oder eines kleinen Landes beherbergen. So riesig, dass viele Bewohner niemals den freien Himmel sehen und das Leben auf dem Erdboden mittlerweile zu einer fernen Erinnerung verblasst ist. Noch dazu zu einer, die bloß für Schauergeschichten taugt. Verkehr zwischen den Türmen ist daher nur per Luftschiff möglich.

Allein schon das Setting macht den Roman spannend, einfach weil es mal etwas völlig anderes ist. Die einzelnen Türme sind völlig autark, was natürlich nicht heißt, dass es nicht trotzdem Gründe gibt, auf bestimmte Resourcen seiner Nachbarn zu schielen. Und so kommt es zu einem Luftschiffangriff auf den Turm Albion. Dieser kann zwar zurückgeschlagen werden, es stellt sich jedoch heraus, dass es sich um ein Ablenkungsmanöver handelte und währenddessen der Turm infiltriert wurde. Da es Hinweise auf Verräter innerhalb der eigenen Garde gibt stellt der Archon ein unabhängiges Team zusammen, dass die Verschwörung aufdecken und die Spione entlarven soll.

Neben dem Erfinden von ungewöhnlichen Settings hat Butcher auch ein Händchen für das Entwerfen interessanter Figuren. Sei es nun der Archon, der sich selbst als bloße Galionsfigur der Regierung bezeichnet, der leicht irre Ätherikermeister (okay, total irre) und sein Lehrmädchen (leicht irre) oder Kapitän Grimm, alle wirken lebendig und haben auch nach dem Roman noch etliche dunkle Ecken im Lebenslauf, auf die hoffentlich in einem Nachfolgeroman näher eingegangen wird. (Es gibt zwar keinen direkten Cliffhanger, das Buch schreit aber geradezu nach einer Fortsetzung.)

In Bezug auf die Figuren dieses Romans muss unbedingt noch Rowl erwähnt werden, denn dieser Geselle ist wirklich eine Marke für sich. Rowl ist eine Katze. Eine sprechende Katze. An dieser Stelle klinke ich mich in Geschichten normalerweise aus, weil ich sprechendes Viehzeugs nicht leiden kann. *seufz* Rowl ist eine großartige Figur. Butcher hat es tatsächlich geschafft, dass ich eine sprechende Katze akzeptiere. Das Tier ist arrogant, biestig und eine richtig coole Socke.

Sprachlich ist das Buch locker flockig leicht gehalten. Nichts Kompliziertes, dafür kommt Butchers Humor aber auch in der Übersetzung gut rüber. (*hust* bis auf die ein oder andere Szene, in der eine englische Redewendung/Wortspiel wörtlich übernommen wurde. Das stört jetzt zwar das Gesamtbild nicht sooo wahnsinnig, hat mich aber an ein paar Stellen ziemlich raus gehauen.)

Dagegen ist der Klappentext leider... nicht so dolle. Da steht was von "festungsartigen Städten auf den Gipfeln der Berge". Nope. Da sind Türme, mit vielen durchgeplanten Ebenen und Versorgungs- und Lüftungsschächten. Definitiv keine Berge. Und auch keine Städte oben drauf. Und wo kommt plötzlich das Luftschiff "Jäger" her? Falls es erwähnt wurde ist es mir entgangen. Grimm befehligt jedenfalls die "Raubtier". Und es ist auch nicht direkt sein Auftrag sonder eher der des Ätherikermeisters... Ähm. Ja.


Wertung: fünf Luftschiffe und eine Barkasse (soviel wie ein halbes Schiff)

2 Kommentare:

  1. Hallo Meike,

    für mich war Windjäger auch ein Highlight - besonders wegen Rowl, er ist der allerbeste Kater, der mir je begegnet ist (abgesehen von meinem eigenen Kater :D )! Ich war auch erst etwas skeptisch, dass ein sprechendes Tier auftaucht, aber bereits nach wenigen Seiten bin ich ein Fan des tapferen Katers geworden! Wenn es nach mir ginge, könnte Butcher ruhig ein Buch nur aus Rowls Sicht schreiben :)

    LG Julia

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    1. Hi Julia,

      *hihi* dieser Kater ist wirklich eine Figur, die in Erinnerung bleibt. Joa, so ein Buch über ihn wäre bestimmt interessant. "Die Rowl-Chroniken" :) Würde ich kaufen.

      LG

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